Es gibt kein schlechtes Wetter, nur schlechte Kleidung, wird immer wieder behauptet. Das gilt aber auch für die Fotografie! Denn gerade dann, wenn viele Fotografen ihre Ausrüstung genervt von Wind, Schnee oder Regen wegpacken, ergeben sich häufig interessante Motive.
Wenn die meisten am liebsten vor dem Ofen hocken, weil es draußen stürmt, regnet oder schneit, wenn dramatische Gewitterwolken aufziehen und der Wind die Wellen peitscht, wenn Wolkenbrüche vom Himmel prasseln oder der Sommerregen in den Pfützen Blasen schlägt, wenn dichtes Schneetreiben die Landschaft einhüllt oder Nebel die Sicht begrenzt, dann schlägt für so manchen Könner der Fotografie das Herz höher. Denn genau diese Stimmungen sind es, die oftmals zu faszinierenden und ungewöhnlichen Aufnahmen verhelfen können. Schließlich sei herausragende Fotografie nichts anderes als angewandte Wetterkunde, versichern viele Naturfotografen stets auf ein Neues. Denn viel seltener sind Aufnahmen im Nebel, bei Regen, Schnee oder Gewitter. Der verlassene Steg im See, an dem sich im Sturm die Wellen brechen, die regennasse nächtliche Straße, in der sich die Lichter der Großstadt spiegeln oder die unter bunten Schirmen dem Schneeregen davoneilenden Menschen auf dem Marktplatz sind nur einige Motive, die jeden Fotografen zum Druck auf den Auslöser verleiten würden, hätte er seine Ausrüstung nicht absichtlich wegen des unwirtlichen Wetters zuhause gelassen. Verständlich, denn niemand möchte seine teure Kamera der Gefahr aussetzen, dass sie durch Feuchtigkeit Schaden nimmt.
Deshalb gilt auch für das Fotografieren bei Sauwetter als wichtigste Voraussetzung, neben der richtigen Kleidung für den Fotografen auch für den optimalen Schutz für die Ausrüstung zu sorgen.
1. Allwetterkleidung für Fotograf und Ausrüstung
Regendichte Kleidung ist die wichtigste Voraussetzung für die Schlechtwetterfotografie. Nur wer keine Angst haben muss, durchnässt und durchgefroren nach Hause zu kommen, nimmt sich auch die Zeit, die für gelungene Fotos nötig ist. Was für den Fotografen gilt, ist auch für die Ausrüstung wichtig, wie etwa wasserdichte Kamerataschen – am besten eine Tasche, die sich umhängen und bedienen lässt, ohne sie abstellen zu müssen. Wer keine spritzwasserfesten Kameras und Objektive besitzt, sollte zumindest einen als Zubehör erhältlichen Regenschutz verwenden. Es gibt auch Fototaschen und Rucksäcke mit integriertem Regenschutz.
Kleine Empfehlung für fast alle Spiegelreflexkameras:
2. Farbbalance manuell wählen
Alle Kameras versagen, wenn es um die optimale Farbabstimmung für Schlechtwetterfotos geht. Meist ist es auch eine Geschmacksfrage, ob die Farbsättigung bei der oftmals monochromen, leicht verblauten Stimmung angehoben oder eher minimiert und ob Kontraste gemindert oder erhöht werden sollten. Hier lohnt es sich, zu experimentieren. Empfehlenswert ist das Fotografieren im RAW-Format, um sich bei der Nachbearbeitung alle Möglichkeiten offen zu halten.
3. Blitz bringt Farbe ins Bild
Ein bedeckter, wolkenverhangener Himmel überhängt die Landschaft meist mit einem bläulichen Schimmer, der auch das Leuchten der Eigenfarbe im Motiv befindlicher Objekte mindert. Hier kann ein Aufhellblitz die Farben zurück ins Bild bringen.
4. Regentropfen oder Schnürlregen
Regen kann im Foto ganz unterschiedliche Wirkungen haben. Er lässt sich durch kurze Verschlusszeiten in einzelnen Tropfen einfrieren oder als Streifen aufnehmen. Am intensivsten leuchten die Farben direkt nach dem Regen, wenn die Sonne wieder scheint.
5. Bewegung bringt Dramatik ins Bild
Stellen Sie die Kamera auf ein Stativ, damit die unbeweglichen Objekte im Foto auch bei Verwendung einer längeren Verschlusszeit scharf abgebildet werden können. Äste, Fahnen oder aufgehängte Wäsche, die im Wind flattern, erhalten eine leichte Bewegungsunschärfe, mit der sich unterstreichen lässt, mit welcher Stärke der Wind bläst.
6. Streulichtblende auch bei Regen
Die Streulichtblende, fälschlicherweise häufig als Sonneblende bezeichnet, sollte unbedingt auch bei Regen auf das Objektiv gesetzt werden. Sie verhindert, dass Regentropfen auf der Frontlinse das Ergebnis beeinträchtigen.
7. Spiegelungen und Reflexionen
Für die meisten Nachtaufnahmen in Filmen lässt der Kameramann die Straßen spritzen, um in den Genuss der Reflexe und Spiegelungen der Lichter zu kommen. Nutzen Sie bei Regenfotos, besser noch bei Aufnahmen nach dem Regen, Pfützen für die Aufnahme von Spiegelungen oder beziehen Sie die bunten Reflexe von Autoscheinwerfern, Rücklichtern oder Leuchtreklamen auf feuchten Straßen in die Bildgestaltung mit ein.
8. Stativ für scharfe Bilder
Auch die beste Funktion zur Bildstabilisation versagt, wenn mit langen Brennweiten bei Sturm aus der Hand fotografiert wird. Um sicher Verwackelungen zu vermeiden, hilft bei stürmischem Wetter nur ein stabiles Stativ, das möglichst zusätzlich mit Gewichten beschwert werden sollte.
9. Dunst und Nebel als Gestaltungsmittel
Dunst und Nebel haben die gute Eigenschaft, Dinge in zunehmender Entfernung unsichtbar zu machen oder nur noch schemenhaft erkennen zu lassen. Das stellt aber auch besondere Anforderungen an die Bildgestaltung. Das Hauptmotiv sollte klar erkennbar im Vordergrund sein. Besonders eindrucksvoll sind immer wieder Sonnenstrahlen, die beispielsweise durch das Geäst oder die Wolken auf Dunst oder Nebel fallen, wenn Äste oder Wolkenteile das Licht teilweise blocken und es sich durch die Lücken seinen Weg bahnt. Eine ähnliche Wirkung haben Sonnenstrahlen, die durch ein Kirchenfenster oder solche, die durch ein Fensterkreuz in ein verräuchertes Zimmer fallen.
10. Belichtungsreihen und Probebelichtung
Aufnahmen bei Schnee, Nebel oder Dunst können tückisch für die Belichtungsautomatik der Kamera sein. Meist schätzt die Belichtungsmessung der Kamera solche Szenen als heller ein, als sie tatsächlich sind. Deshalb empfehlen sich Belichtungsreihen oder ganz einfach ein paar Probeaufnahmen, um die optimale Belichtung zu erhalten. Meist bleibt die Beleuchtung in diesen Wetterumständen für einige Zeit konstant.
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