Foto-Workshop: 10 Tipps für eine eindrucksvolle Architekturfotografie

Im letzten Artikel haben wir Ihnen gezeigt, was bei der Städtefotografie beachtet werden sollte. Hier geben wir Ihnen nun zehn heiße Tipps, wie Sie Gebäude und architektonische Meisterwerke erfolgreich ins Bild setzen können. Erfreuen Sie sich an diesem Workshop zum Thema Architekturfotografie. Setzen Sie die Tipps am besten zeitnah in die Praxis um, damit der Lernerfolg greifbar wird.

1. Immer senkrecht bleiben

Halten Sie die Kamera gerade und achten Sie darauf, dass die senkrechten Linien im Gebäude parallel zur Sensorebene verlaufen. Manche Kameras besitzen im Live-View-Modus die Möglichkeit, Gitternetzlinien einzublenden, an denen man sich bei der Ausrichtung des Geräts orientieren kann. Für hochwertige Spiegelreflexkameras gibt es spezielle Sucherscheiben mit Gitternetz. Ganz wenige Kameras, wie etwa die Modelle der G-Serie von Ricoh, verfügen sogar über eine elektronische Wasserwaage. Ansonsten empfiehlt sich auch eine Aufsteckwasserwaage, wie sie von verschiedenen Zubehöranbietern angeboten wird.

2. Für festen Stand sorgen

Architekturfotografie
Architekturfotografie ist mehr als nur das „Knipsen“ von Gebäuden

Verwenden Sie ein Stativ mit möglichst festem Stand. Perfekte Architekturfotos verlangen aber nicht nur eine präzise Ausrichtung des Aufnahmesystems, sie erfordern zum Erhalt einer möglichst großen Schärfentiefe in der Regel auch kleine Blenden. Das gestaltet sich immer dann schwierig, wenn Gebäude im Dämmerlicht mit hoher Detailwiedergabe in möglichst rauscharmen Fotos abgebildet werden sollen. Aus diesem Grund sollten insbesondere anspruchsvolle Architekturfotografen ein stabiles Stativ besitzen.

Unsere Empfehlung im Bereich Stative

3. Standortbestimmung

Gebäudeaufnahmen machen oftmals den Einsatz eines Weitwinkelobjektivs erforderlich, weil häufig aus kurzer Distanz ein großer Bildausschnitt erfasst werden muss. Wer dabei einen ebenerdigen Standort wählt, zu dem es häufig keine Alternative gibt, muss oft die Kamera kippen, um hohe Gebäude vollständig auf das Bild zu bekommen. Das führt zu den meist störenden, sogenannten stürzenden Linien. Sie bewirken, dass der Betrachter den Eindruck erhält, dass die Bauwerke nach hinten umkippen. Die Wahl eines erhöhten Standpunkts, etwa das Fenster eines höheren Stockwerks des gegenüberliegenden Gebäudes, kann hier Abhilfe schaffen.

4. In den Vordergrund rücken

Weitwinkelaufnahmen von ebenerdigen Standpunkten bringen eine sehr starke Betonung des Vordergrundes mit sich. Meist ist es die Straße vor den Gebäuden, die das Bild zu dominieren scheint und Gebäude kleiner erscheinen lässt. Achten Sie also bei Architekturfotos besonders darauf, den Vordergrund als gestalterisches Element mit in den Bildaufbau einzubeziehen.

5. Das Licht streifen lassen

Frontal einfallendes Licht lässt Gebäude flach erscheinen. Erkundigen Sie sich vorher (zum Beispiel über die Wetterdienste) über den Sonnenstand. Seitliches Streiflicht der tiefer stehenden Sonne wird in den meisten Fällen zu einer dreidimensionalen Bildwirkung verhelfen. Bei der kunstvollen Inszenierung eines Fotos spielt das Licht eine große Rolle, die nie vernachlässigt werden sollte.

6. Nachtaufnahmen in der Dämmerung

Foto bei Nacht
Durch die Beleuchtung der Oper von Sydney erscheint das Gebäude im neuen Licht

Kunstvoll beleuchtete Bauwerke wirken nach Sonnenuntergang am eindrucksvollsten. Die faszinierendsten Nachtaufnahmen gelingen in der Dämmerung, wenn der Himmel noch Farbe zeigt und nicht im dunklen Schwarz absäuft. Zudem besteht zu diesem Zeitpunkt auch die Chance, dass ein pittoresker Sonnenuntergang für farbliche Akzente sorgt.

7. Kippen und Schwenken

Wer sich intensiv mit der Architekturfotografie befasst, wird um die Anschaffung eines Spezialobjektivs mit verschieb- und schwenkbarer Linsengruppen nicht herumkommen, wenn er nicht mit einer teuren Fachkamera sowie einem Digitalrückteil arbeiten will. PC- oder Tilt-Shift-Objektive zur Perspektivenkorrektur und Schärfendehnung nach Scheimpflug können durch Veränderung des Strahlenganges die bei starren Objektiven auftretenden Bildfehler ausgleichen. Mit ihnen lassen sich auch eventuell störende Elemente im Vordergrund ausblenden.

8. Gute Reflexe

Ein Polarisationsfilter sollte zur Standardausrüstung eines jeden Architekturfotografen gehören. Mit ihm lassen sich störende Reflexe in Fensterscheiben ebenso tilgen wie sich die Farben, beispielsweise der Dachziegel, intensivieren lassen. Bei entsprechender Einstellung sorgt er darüber hinaus für ein intensiveres Himmelsblau und klareres Weiß in den Wolken.

9. Ins Detail gehen

Oft sagen Details an der Fassade, Türen oder Fenstersimsen mehr über die Geschichte eines Bauwerks aus, als eine Übersichtsaufnahme allein. Erkunden Sie deshalb mit der Kamera auch die kleinen Besonderheiten in der Linienführung und das Design von Fenstern, Türen, Beschlägen sowie anderen einzigartigen Stilelementen und fügen Sie diese in einem kombinierten Posterdruck ihrer Übersichtsaufnahme hinzu.

10. Regeln brechen für eine außergewöhnliche Archtekturfotografie

Alle Hinweise dieses Workshops können nur Anregungen sein, die zum eigenen Experimentieren einladen sollen. Wir wollen Sie dazu auffordern, alles anders zu machen. So können beispielsweise stürzende Linien in der Aufnahme eines Turms einer mächtigen Kathedrale die Höhe des Bauwerks dramatisch unterstreichen oder schräg ins Bild gesetzte Fenster noch einmal die Dynamik einer Architektur herausstechen lassen.

Ein Tipp zum Schluss
Lassen Sie sich Zeit beim Fotografieren von Gebäuden. Gehen Sie mit Ihrer Kamera auf Entdeckungsreise durch die Stilelemente des Architekten. Schließlich zählen Bauwerke zu den Motiven, die Ihnen zwar geduldig Modell stehen, sich aber deswegen nicht unbedingt auch immer gleich von ihren besten Seiten zeigen.

Kommentar hinterlassen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert