Workshop: Fotomotiv „Städte“ – Hauptrollen für Wahrzeichen

Reisen bildet, klar doch, und Städtereisen bilden ganz besonders. Drei Tage London, Paris oder Mailand für 99,- Euro, inklusive Busfahrt und Übernachtungen im Null-Sterne-Hotel, das bieten heute Veranstalter in jeder Kleinstadt. Oder gar New York für 299,- Euro? Da liegt der Gedanke nahe, für wenig Geld die eigene Bildung aufzubessern und so quasi nebenbei mit Hilfe der Spiegelreflexkamera tolle Aufnahmen mitzubringen.

Big Ben
Der Big Ben ist eines der bekanntesten Wahrzeichen Londons

Doch so einfach ist die Sache mit der Paris-Reportage nicht. Die europäischen Großstädte werden einander immer ähnlicher; Glasfassaden sehen in Stockholm auch nicht anders aus als in Hamburg. Die klassischen Highlights der Metropolen wiederum, etwa den Eiffelturm und die Tower Brigde, kennt schon jeder vom Fernsehen, aus Illustrierten oder auch von eigenen Besuchen.

Die Stadtreportage ist also vor allem ein mentales Problem: Was interessiert mich an dieser Stadt, was lohnt sich als Motiv? Solche tiefschürfenden Überlegungen münden letztlich in die Frage: Wieso fahre ich eigentlich nach Rom und lege nicht daheim die Füße auf den Tisch?

Ideen müssen her

Wer nur die Langeweile vertreiben und sich etwas Umschauen will, wogegen noch nicht viel einzuwenden wäre, sollte die Kamera besser daheim lassen. Es käme doch nicht viel mehr heraus, als ein paar Bilderschnipsel, die als Erinnerungshilfe vorübergehend ganz nett sind, aber sonst keinen Affen vom Baum locken.

Aber irgendwas ist halt doch dran an Prag, Venedig, Amsterdam und Athen. Ist man sich darüber im Klaren, was man eigentlich von einer Reise erwartet, geht es an die Vorbereitung, vor allem ans Lesen. Reiseführer gibt es zu Hunderten in jeder Buchhandlung. Das Spektrum reicht vom klassischen Reiseführer wie Polyglott oder Marco Polo über spezielle Museumsführer für Kulturbeflissene bis zu Alternativ-Führern durch die Kneipenszene. Darüber hinaus verteilen die touristischen Vertretungen der Länder, meist in Frankfurt oder München angesiedelt, gern gratis bunte Broschüren.

Das Leben beobachten

Was spricht eigentlich dagegen, in Amsterdam alle Museen links liegen zu lassen und nur durch die Grachten zu schippern, die Kamera auf das Leben am Ufer und die über tausend Brücken der Stadt gerichtet? Nichts, wenn man sich für Grachten und Brücken interessiert.

In München kann es statt Olympiagelände, dem Oktoberfest (übrigens von Ende September bis Anfang Oktober), der Allianz-Arena und alter oder neuer Pinakothek auch eine Floßfahrt auf der Isar sein, und London ist vielleicht durch die schmuddeligen Docks besser vertreten als durch Big Ben. Man muss eben wissen, was man will, das gilt für jede Reise. Erst recht, wenn die Digitalkamera dabei ist.

Checkliste: Das benötigen Sie

  • Reiseführer als Fotomotiv-Vorbereitung
  • Adapterstecker für Akku-Ladegeräte wegen unterschiedlicher Anschlussdosen-Normen
  • Weitwinkelvorsätze und Effektfilter der diversen Anbieter
  • Möglicherweise ein gutes Stativ

So entsteht eine Städte-Reportage

Berlin Fotos
Nicht nur die Sehenswürdigkeiten machen eine Stadt aus

Informationen gibt’s von den Fremdenverkehrsämtern und ausgedruckten Reiseführern. In Bildbänden finden sich auch eine ganze Reihe von Motiv-Ideen zum Nachempfinden. Um eine lebendige Diashow zu machen, braucht man vor allem Menschen: Marktfrauen, Passanten, Museumswärter, Rastende, Badende usw. Mit ihrer Hilfe entstehen “Geschichten”, die Atmosphäre und Leben vermitteln. Pure Gebäudeansichten sind langweilig.

Ähnliches gilt für den Text, wenn man z.B. ein interessantes Fotobuch mit erklärenden Hinweisen produzieren will: Geschichtliche Daten kann man besser im Reiseführer nachschlagen, während echte historische Stätten zusammen mit einer witzigen Kurzstory wesentlich länger “nachwirken”.

Übrigens: Die Gesamtlänge einer Diashow sollte 20 Minuten nicht überschreiten, sonst lässt die Aufmerksamkeit der Zuschauer nach. Will man mit der Fotokamera auch ein paar Filmszenen einfangen, ist ein guter Ton sehr wichtig: Passende Originaltöne erhöhen die Glaubwürdigkeit und Authentizität des Films. Benutzen sie ein extra Mikrofon, mit dem Sie möglichst nahe an die Schallquelle herangehen, denn eingebaute Mikrofone sind zu unsauber.

Was sollte man zeigen? Sehenswürdigkeiten sind sicher unerlässlich, aber gerade die unbekannten Ecken machen eine Städtereportage reizvoll: Gässchen, alte Häuser, moderne Architektur, all das gehört zu einem Stadtbild, nicht nur Schlösser und Burgen. Keine Angst vor der Moderne. Und fotografieren Sie bei allen Ereignissen auch Umzüge, Straßen- und Volksfeste usw.! Diese Veranstaltungen zeigen, dass eine Stadt lebt. In diesem Sinne: Gut Licht!

Info: So bleiben Sie konzentriert

Wer gute Städteaufnahmen machen will, lässt besser die Kinder zu Hause. Denn Sightseeing-Touren sind der Königsweg zum Familienkrach. Zuerst qualmen die Schuhsolen, dann die Nerven. Wie will man denen auch Kathedralen und Tempel schmackhaft machen, wenn sie sich mehr für den Faxenmacher auf dem Markusplatz oder das leckere Eis an der Ecke interessieren, als für melancholische Aufnahmen von Gondeln im Nebel oder raffinierte Perspektiven von Häusern und Palästen?

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